Geschichte des Gebäudes, Talstraße 5 - Heimathaus Cossebaude

Das Haus Talstraße 5 um 1900,       Ansichtskarte, Archiv HVVC
Das Haus Talstraße 5 um 1900, Ansichtskarte, Archiv HVVC
Der Schlussstein über dem Eingang, Foto: M. Reitz
Der Schlussstein über dem Eingang, Foto: M. Reitz

Das Gebäude, Talstraße 5a, war ein altes Bauernhaus, in dem sich Wohnräume, Ställe und eine Tenne befanden. Mit dazu gehörten ein Seitengebäude und ein kleines Wirtschaftsgebäude.

Der Ursprung des Grundstücks ist unbekannt, aus dem Schlussstein über der Eingangstür geht hervor, dass das gegenwärtige Haus 1811 erbaut worden ist.

 

Im Brand-Cat.-Nr. 32, Grundstück Talstraße 5, finden sich zu Eigentümern und Mietern folgende Eintragungen:

 

1801 - Eigentümer:         Johann Gottlob Zscheile, durch Kauf

 

1811 - Eigentümer:         Johann Gottlob Zscheile (Ende des Ausbaus zum

                                     Wohn-Stall-Haus durch Johann Gottlob Zscheile)

 

1841 - Eigentümer:         Johann Gottlob Zscheile,

 

1892 - Eigentümer:         Ernst Adolf Adam, Gutsbesitzer

 

1916 - Eigentümer:         Franz Max Rudolf Adam (im Krieg gefallen)

 

1918 - Eigentümer:         Gemeinde Cossebaude (durch Verkauf der Erbengemeinschaft

                                     Adam)

 

1919 - Eigentümer:         Gemeinde Cossebaude

                  Mieter: EG:   

                          I. OG:   Emma Fischer, vw., Bildhauerin

                                      Bertha Schmidt, vw., Aufwartungsfrau

 

Inserat der Elbtal-Abendpost
Inserat der Elbtal-Abendpost

1921 - Eigentümer:         Gemeinde Cossebaude

             Mieter:   EG:       Theodor Wehner, Arbeiter

                                       Alfred Schmidt, Schlosser

 

1932 - Eigentümer:         Gemeinde Cossebaude                                             

             Mieter: EG:         Theodor Wehner, Straßenwärter

                                       Richard Schmidt, Arbeiter

                         SG:        August Kaczmarik, Arbeiter

 

1942 - Eigentümer:         Gemeinde Cossebaude

             Mieter:   I.OG:     Theodor Wähner, Straßenwärter i.R.

                                       Frieda Peter, vw.

                            SG:     Verkauf von Freibankfleisch,

                                       später Verkauf von Fleisch für Hunde (Kirsten)

Inserat der Elbtal-Abendpost
Inserat der Elbtal-Abendpost

Nach 1945 - Eigentümer: Gemeinde Cossebaude

                Mieter:    EG:    Aßmuss

                               I. OG:     Hilde Sonntag

 

In den folgenden Jahrzehnten verfiel das Haus langsam und wurde später unbewohnbar.

 

1993 diente es dem Jugendhaus als Werkstatt.

Haus Talstr. 5 vor der Restaurierung 2007, Foto: G. Moldenhauer
Haus Talstr. 5 vor der Restaurierung 2007, Foto: G. Moldenhauer

2006 - Eigentümer:         Heimat- und Verschönerungsverein Cossebaude e.V. (durch Kauf

                                    von der Stadt Dresden)

 

2007 - Eigentümer:         Heimat- und Verschönerungsverein Cossebaude e.V.

                                     Beginn der Restaurierungsarbeiten

 

2008 - Eigentümer:         Heimat- und Verschönerungsverein Cossebaude e.V.

                                    Übergabe des Heimathauses an die Öffentlichkeit

 

 

 

 

Recherche: M. Reitz, 2012.

Die Rekonstruktion des alten Bauernhauses

Vom Schandfleck zum Treffpunkt - Die Talstraße 5a in Cossebaude

Ein Bericht von Martin Trux - TRUX Architekten, Dresden

 

„Ein Schandfleck... , weg mit dem alten Gelump..., Fass ohne Boden..." und andere wenig motivierende Aussagen waren zu hören, als der kühne Gedanke laut wurde, das Gebäude Talstraße 5 zu sanieren und dem Heimat und Verschönerungsverein Cossebaude e. V. ein neues zu Hause zu geben!

 

Auf der „Habenseite“ stand dagegen:

 

  • ·         Wertvolle verbliebene originale Bausubstanz
  • ·         Viele vorhandenen interessante Details im und am Gebäude
  • ·         Eine gute Lage im alten Dorfkern von Cossebaude
  • ·         Eine ideale neue Nutzung für das Gebäude als Heimathaus
  • ·         Motivierte Vereinsmitglieder und ein positives Umfeld für das Projekt

 

Daher fühlten wir uns geehrt, eine solche Aufgabe zu übernehmen und machten uns mit Freude ans Werk.

 

Auf der „Wunschliste“ des Heimatvereins standen:

 

  • ·         Schaffung eines „Anlaufpunktes“ für die Bevölkerung und den Verein
  • ·         Möglichkeiten für Ausstellungen, Vorträge, Veranstaltungen
  • ·         Demonstrieren von "Geschichte hautnah" mit und im Gebäude
  • ·         Beibehalten und „erlebbar“ machen der typischen Gebäudemerkmale
  • ·         Schaffen einer Infrastruktur für Festivitäten und Veranstaltungen aller Art

 

Auf den ersten Blick scheint es schwierig, einem Gebäude, welches typisch ländlichen, bäuerlichen Zweck diente (Wohnhaus, Stall, Speicher) diese neuen Funktionen zu geben. Insbesondere unter dem Aspekt, das selbstverständlich alle Anforderungen bezüglich der heute geltenden Vorschriften, Raumhöhen, usw. erfüllt werden müssen.

Charakteristisch an dieser Art Gebäude ist seine längliche Form, sein Erdgeschoss mit dicken Mauern aus Stein, das Obergeschoss aus Fachwerk (Wohnzwecke) und einem hohen Satteldach, welcher als Speicher genutzt wurde. Hinzu kommt ein kleiner historischer Gewölbekeller.

 

Im Erdgeschoss ist nun das Vereinsbüro, die Infrastruktur (WC’ s) und das erschließende Treppenhaus untergebracht, im sehr niedrigen 1. Obergeschoss befinden sich das Vereinszimmer, ein großer Raum für Veranstaltungen sowie eine kleine Teeküche.

Im Dachgeschoss wurde durch die Anordnung von zwei langen Hechtgauben Licht und Raum für einen weiteren großen Raum für wechselnde Ausstellungen geschaffen. Es wurde großen Wert auf die verwendeten Oberflächen und Materialien gelegt. So sind im EG an vielen Stellen die Bruchsteinwände zu sehen, sowie im OG und im Dach die gesamte Holzkonstruktion.

Bei der Realisierung des Vorhabens 2007 / 2008 gingen alle Beteiligten mit derselben Freude und Liebe zum Detail ans Werk wie wir zuvor in der Planung. So leisteten zum Beispiel Vereinsmitglieder viele Arbeitsstunden beim Freilegen und Reinigen der alten Deckenbalken. Das sparte nicht nur Geld, sondern schafft auch eine große Verbundenheit der Vereinsmitglieder zu „Ihrem“ Haus! Auch alle Handwerker steuerten mit guter Ausführung, sowie vielen pfiffigen Detaillösungen zum sehr gelungen Gesamtwerk bei! Traditionelle Handwerkstechniken sind aller Orten sichtbar.

Natürlich gab es auch manchen Moment der Verzweiflung in Anbetracht des Zustandes des über Jahrzehnte vernachlässigten Gebäudes. Es wurde schließlich für jedes Problem eine Lösung gefunden, so dass der Heimatverein im Mai 2008 einziehen konnte.

Seit dem ist das Heimathaus zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Ortes geworden. Nicht nur zum Blütenfest, auch bei vielen Ausstellungen, Feiern und Vorträgen wird es rege genutzt. Sehr erfreulich ist auch die ortsbauliche Aufwertung des angrenzenden Umfeldes.

Am Beispiel Talstraße 5 wird deutlich, dass mit vergleichsweise geringem Aufwand für die Bürger und den Ort sehr viel erreicht werden kann.

Insgesamt ein absoluter Gewinn für die Ortschaft Cossebaude. - Wer es noch nicht kennt, sollte sich bei einer der zahlreichen Gelegenheiten selbst ein Bild davon machen!

 

Martin Trux

 

TRUX Architekten

Borsbergstraße 1

01309 Dresden

www.trux-architekten.de

 

Zustand des Gebäudes September 2007


Fotos: G. Moldenhauer
Fotos: G. Moldenhauer

Architekten-Entwurf

Nord-Ost-Ansicht, Teilzeichnung aus dem Projektplan, Archiv HVVC
Nord-Ost-Ansicht, Teilzeichnung aus dem Projektplan, Archiv HVVC

Zustand des Gebäudes Juni 2008:

Foto: G. Moldenhauer
Foto: G. Moldenhauer

Quelle der Abbildungen: Archiv des Heimat- und Verschönerungsvereins Cossebaude e.V.und eigene Fotos